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„Die Digitalisierung ist ein Etappenrennen“

05. October von Erhard Sammer in Ratgeber Digitalisierung

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5 Minuten Lesedauer

Die digital days der OÖNachrichten in Linz zeigten, wie spannend und vielseitig die Digitalisierung sein kann. Das große Spektrum reichte vom digitalisierten Bauernmarkt bis hin zum digitalen Wandel in der Industrie. Zwei Kernaussagen auf dem Event: Wesentlich für den Erfolg der Digitalisierung sei es, sämtliche MitarbeiterInnen im Unternehmen von deren Nutzen zu überzeugen. Und die konkrete Umsetzung der Maßnahmen sollte etappenweise erfolgen, damit das Projekt nicht bereits vor dem Start scheitert.

 „Run the mile you are in” lautete der Titel der Speech von Stefan Wailand, Geschäftsführer von Datenpol, in der er einen anschaulichen Vergleich zwischen der Digitalisierung eines Unternehmens und einem Etappenrennen über die Alpen herstellte: Die Digitalisierung sei wie ein großes und sehr langes Rennen, das man unbedingt in Etappen aufteilen müsse. Denn viele Digitalisierungsvorhaben würden bereits „vor der Startlinie scheitern“, da die Distanz bis zum Ziel unerreichbar erscheine. Wenn man sich jedoch auf einzelne Etappen und (Zwischen-)ziele konzentriert – also auf die „Meile, die man gerade läuft“ – bleibt der Erfolg immer in Sichtweite. Oder kurz mit den Worten von Stefan Wailand gesagt: „Die Digitalisierung ist ein Etappenrennen und kein Sprint oder Marathon“.

Digitaler Bauernmarkt

Wie verkauft man Lebensmittel von lokalen Nahversorgern im Internet? Die anschauliche Antwort auf diese Frage gab Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta.at, einem digitalen Bauernmarkt. Doch von Anfang an: Hervorgehend aus einem Food-Blog wurde markta 2018 von Theresa Imre mit dem Grundgedanken eines fairen und regionalen Handels mit Bio-Lebensmitteln gegründet. Wesentlich für die Gründerin war, dass durch den direkten Vertrieb ein wesentlicher Teil des Umsatzes bei den ProduzentInnen bleibt. Beschleunigt durch die hohe Nachfrage in Lockdown-Zeiten wuchs das Unternehmen stetig, bald betrieb man ein erstes Fulfillment Center in Wien-Floridsdorf. Heute arbeitet markta mit 450 Klein- und Familienbetrieben zusammen und wurde mittlerweile zum Omnichannel-Händler: Zusätzlich zur österreichweiten Lieferung der Lebensmittel wurde kürzlich der erste „reale“ markta-Laden eröffnet – weitere sollen folgen.

Der digitale Wandel in der Industrie

Von welch immenser Bedeutung die Digitalisierung für die Industrie sei, betonte Gerhard Dimmler, Technikchef beim global tätigen Spritzgießmaschinen-Hersteller ENGEL: „Ohne Digitalisierung würde es uns in zehn Jahren nicht mehr geben. Für uns geht es darum, im Betrieb eine Kultur für dieses Verständnis zu entwickeln“. Es müsse gelingen, sämtliche Personen im Unternehmen von der digitalen Transformation zu überzeugen, wozu es aber einen „Mindset-Change“ benötige.

Für Manuel Moser, Software-Chef für die Fertigungsindustrie bei K-Businesscom (ehem. Kapsch BusinessCom), kann die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zu einer höheren Kundenzufriedenheit leisten, gleichzeitig könne man neue Einkommensquellen erschließen. „In vielen Industriebetrieben gibt es bewährte Strukturen. Die Digitalisierung hilft, die Effizienz zu steigern und neue Kunden zu gewinnen“, so Manuel Moser.

Die große Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten der Digitalisierung in ihren jeweiligen Branchen beschrieben auch Maria Tagwerker-Sturm, verantwortlich für Retail-Innovationen bei Umdasch Group Ventures, und Nicole Oberschmidleitner, Leiterin der mechatronischen Produktentwicklung bei Primetals, die für die Stahlbranche einen Vergleich zur technischen Weiterentwicklung beim Auto heranzog: „Das Auto war zunächst ein rein mechanisches Produkt, heute ist es jedoch voll mit Elektronik“, ganz ähnlich sei es bei modernen Werken und Anlagen für die Stahlerzeugung.

Marcel Verhofnik, Vice President Digital Business bei KTM, zeigte die Vielzahl an Möglichkeiten zur „besseren Vernetzung durch Digitalisierung“ auf. Es gehe bei KTM nicht mehr allein darum, Motorräder zu produzieren und zu verkaufen – ein wesentliches Zukunftsthema sei die Vernetzung: KundInnen möchten sich enger mit dem Werk und den Händlern vernetzen, was nur effiziente, neue Technologien ermöglichen könnten. Eine weitere Dimension sei die Vernetzung der Fahrzeuge mit den KundInnen, bspw. mittels App, auf der die gefahrenen Schräglagen dargestellt werden. Insgesamt sei die Kombination aus Menschen & Digitalisierung das Entscheidende hob Verhofnik hervor und nannte ein Beispiel aus der Produktion bei KTM: Dort sind bereits intelligente Kameras im Einsatz, die die MitarbeiterInnen bei ihrer Arbeit unterstützen und damit eine konstant hohe Qualität der Produkte sicherstellen.